Callcenter finanziert Unilehre.
Das ehemalige Nachrichtenmagazin berichtet über die Schwierigkeiten junger Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt in Zeiten der Krise. Wer sich dafür interessiert, der kann auch gerne einen Blick in meine Abschlussarbeit werfen, die sich mit jungen Arbeitnehmern und ihren Kampf um Respektabilität in Zeiten eines flexibilisierten Arbeitsmarktes beschäftigt. Als frisch gebackener Absolvent eines Magister-Studiums gehöre ich auch dazu, obgleich ich mit der Fächerkombination Soziologie, Philosophie und Mathematik schon von vornherein schlechte Karten habe. Da hilft auch kein Abschluss mit 1,1.
Wie sieht die Lage für mich persönlich aus? Seit Mai mache ich nun "was mit Medien": ich sitze täglich vier Stunden im Telefonzentrum eines lokalen Presseerzeugnisses und kümmere mich darum, dass deren Leser auch richtig von den Zustellern versorgt werden und nehme derzeit häufig Urlaubsunterbrechungen und so'n Kram entgegen. Die Bezahlung, naja, es geht, für die Branche ist es gut, aber durch die wenigen Stunden (20) habe ich dennoch Anspruch auf unterstützende Sozialleistungen (derzeit 73€ Wohngeld). Die restliche Zeit versuche ich für die Vorbereitung einer Promotion und eines entsprechenden Stipendiumsantrag zu nutzen, was echt Zeit frisst.
Ich merke an meiner Uni sehr deutlich, wie sehr der Staat, der öffentliche Dienst und die staatlich zu erbringenden Aufgaben auf Sparflamme gehalten werden. Es gibt in meinem Fachbereich kaum noch Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Neulich fand ich eine interessante Ausschreibung in Duisburg für 3 Jahre. Aber hey, was ist, wenn man nicht so flexibel ist, dass man alle 2 Jahre an einen anderen Standort der Republik ziehen kann, weil man so die Beziehungen und Menschen zurück lassen muss, die einem erst zu einem lebenswerten und leistungsfähigen Leben befähigen?
An meiner Universität erhielt ich auch ein Angebot: Nämlich die Übernahme der Seminare zur Einführung in die Sozialstrukturanalyse. Allerdings als Lehrauftrag. Wer Zugang zum Intranet der Universität Potsdam hat, der möge sich ruhig mal die entsprechende Richtlinie zur Vergabe und Vergützung von Lehraufträgen dazu ansehen.
Die Höhepunkte darin:
Warum mache ich überhaupt diese Tortur, die mich für die Promotion kaum weiter bringen wird? Gute Frage. Vielleicht habe ich ja zuviel Zeit. Aber eher ist das für mich eine persönliche Weiterbildung. Dennoch es bleibt ein Skandal und eine Missachtung der beruflichen Lebensbedingungen seitens der Landesregierung und der Unileitung. Oder wie es ein zukünftiger Kollege ausdrückte: es ist die Ausbeutung einer professionellen Notsituation.
Wie sieht die Lage für mich persönlich aus? Seit Mai mache ich nun "was mit Medien": ich sitze täglich vier Stunden im Telefonzentrum eines lokalen Presseerzeugnisses und kümmere mich darum, dass deren Leser auch richtig von den Zustellern versorgt werden und nehme derzeit häufig Urlaubsunterbrechungen und so'n Kram entgegen. Die Bezahlung, naja, es geht, für die Branche ist es gut, aber durch die wenigen Stunden (20) habe ich dennoch Anspruch auf unterstützende Sozialleistungen (derzeit 73€ Wohngeld). Die restliche Zeit versuche ich für die Vorbereitung einer Promotion und eines entsprechenden Stipendiumsantrag zu nutzen, was echt Zeit frisst.
Ich merke an meiner Uni sehr deutlich, wie sehr der Staat, der öffentliche Dienst und die staatlich zu erbringenden Aufgaben auf Sparflamme gehalten werden. Es gibt in meinem Fachbereich kaum noch Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Neulich fand ich eine interessante Ausschreibung in Duisburg für 3 Jahre. Aber hey, was ist, wenn man nicht so flexibel ist, dass man alle 2 Jahre an einen anderen Standort der Republik ziehen kann, weil man so die Beziehungen und Menschen zurück lassen muss, die einem erst zu einem lebenswerten und leistungsfähigen Leben befähigen?
An meiner Universität erhielt ich auch ein Angebot: Nämlich die Übernahme der Seminare zur Einführung in die Sozialstrukturanalyse. Allerdings als Lehrauftrag. Wer Zugang zum Intranet der Universität Potsdam hat, der möge sich ruhig mal die entsprechende Richtlinie zur Vergabe und Vergützung von Lehraufträgen dazu ansehen.
Die Höhepunkte darin:
- Lehrbeauftragte dürfen nicht in den Betrieb der Universität eingegliedert werden. Der Lehrauftrag begründet kein Dienstverhältnis.
- Die Vergütung ist nach der geleisteten Einzelstunde zu berechnen (= 45 Min. zu 15-21€). Damit ist alles abgerechnet: Vor- und Nachbereitung, evtl. Korrekturen und Prüfungen. Die Abrechnung erfolgt am Ende des Semesters, jedoch ist eine Abschlagszahlung möglich.
Warum mache ich überhaupt diese Tortur, die mich für die Promotion kaum weiter bringen wird? Gute Frage. Vielleicht habe ich ja zuviel Zeit. Aber eher ist das für mich eine persönliche Weiterbildung. Dennoch es bleibt ein Skandal und eine Missachtung der beruflichen Lebensbedingungen seitens der Landesregierung und der Unileitung. Oder wie es ein zukünftiger Kollege ausdrückte: es ist die Ausbeutung einer professionellen Notsituation.
rohrfrosch - 28. Jul, 10:03
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